Ich heiße Sandra, bin Jahrgang 1969, arbeite als Übersetzerin und lebe Teilzeit mit meinem Mann und Vollzeit mit meinen Kindern Philine und Franz in der Gemeinschaft Neudorf.
Wie will ich alt werden? Wie kann ich zu einem nachhaltigeren Leben beitragen? Wie im Alltag einen bewussten und achtsamen Umgang mit anderen üben? Eine Reise im Sommer 2014 in die Gemeinschaft Schloss Tempelhof mit diesen und vielen anderen Fragen im Kopf hat mich so beeindruckt, dass ich in einer Gemeinschaft leben wollte.
Vier Jahre Entwicklungsarbeit im immer größeren Kreis haben im Sommer 2018 zum lang ersehnten Umzug in ein anderes Leben geführt. Seitdem bin ich Pionierin, sitze im Aufsichtsrat unserer Genossenschaft, koche nicht mehr jeden Tag, aber dafür manchmal für 15 Leute, setze mich für Struktur und Vereinbarungen ein, beobachte meine Kinder beim größer werden, pflege „meinen“ Schmetterlingshügel und strebe weiterhin meinen Wunschzustand der heiteren Gelassenheit an.
Für mich gibt es viel zu lernen. Meine persönlichen Herausforderungen sind im engeren Miteinander mit den verschiedenen Menschen hier in Neudorf nicht kleiner geworden, und es gelingt mir nicht immer zu erkennen, dass der Spiegel, der mir vorgehalten wird, eine Einladung an mich ist zu wachsen. Ein großer Unterschied zu vorher ist, dass ich hier mit Menschen zusammenlebe, die die Bereitschaft mitbringen sich zu zeigen, der eigenen Wahrheit auf den Grund zu gehen und sich auf andere einzulassen.
Wofür bin ich dankbar? Für die gemeinsamen Essen, jeden einzelnen Kuchen, ganz oft für kleine Begegnungen mit kleinen und großen Neudorfern.
Was sehe ich als größte Herausforderung für das Projekt? Es braucht viel Energie, um Strukturen aufrechtzuerhalten, Projekte umzusetzen, immer wieder zu prüfen, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Das kostet Kraft, die ich nicht immer habe. „Zu wenig Luft für zu viele Trompeten“, wie Olli immer so schön sagt.
Wovon träume ich an diesem Ort? Ich träume davon, irgendwann keine Miete mehr, sondern nur noch Betriebskosten zu zahlen. Ich freue mich auf den Tag, an dem unsere freien Wohnungen an neue Genossenschaftsmitglieder vergeben sind, die sich nichts Schöneres vorstellen können als ihre Zeit und Kraft in die weitere Entwicklung dieses Ortes zu investieren. Ich würde wahnsinnig gerne erleben, dass jemand einen Betrieb gründet. Und ich möchte einen Beerengarten anlegen.